Performance Score #01 - Dive into Ovid's Metamorphoses.
"Tauche ein in Ovids Metamorphosen."
"Dive into Ovid's Metamorphoses."
GERMAN VERSION ONLY
Narcissus und Echo
Durch die aonischen Städte, berühmt
als Seher der Zukunft,
Gab dem fragenden Volke Tiresias
treffende Antwort.
Gleich die bläuliche Nymphe Liriope
machte die Probe
Seines unfehlbaren Spruchs: die einst
in gekrümmeter Wallung
Rings Cephisos umhegt', und in
bergenden Wogen ihr Brautbett
Wölbete. Diesem gebar im Laufe der
Monden die Schönste
Ein holdseliges Kind, schon damals
Nymphen bezaubernd,
Und Narcissus genannt. Um ihn gefraget,
ob jener
Völlig gereift sehn würde das Ziel
des höheren Alters,
Gab der erleuchtete Mann: Wenn er sich
nicht kennet! zur Antwort.
Lang' in den Wind schien solches
geweissagt: endlich bewährt es
Tat und Erfolg, und des Todes Gestalt,
und die Neuheit des Wahnsinns.
Jetzo hatte Narcissus den fünfzehn
Jahren noch eines
Zugefügt, und er konnte wie Knab'
erscheinen und Jüngling.
Mancher begehrete sein der Jünglinge,
manche der Jungfrau'n.
Aber es war so grausam der Stolz bei
der blühenden Schönheit:
Keiner rührete jenen der Jünglinge,
keine der Jungfrau'n.
Ihn, da er Hirsche zum Garn
hertummelte, schaute die Nymphe
Hellen Getöns, die weder dem Redenden
lernte zu schweigen,
Noch selbst eher zu reden, die
widerhallende Echo.
Leib war Echo annoch, nicht Stimme nur;
aber auch damals
Tat der Schwätzerin Mund nicht andere
Dienste, denn jetzo:
Daß sie geschickt von vielen die
äußeren Worte zurückgab,
Solches verlieh ihr Juno; da diese den
Jupiter oftmals
Konnt' auf den Bergen ertappen in
williger Nymphen Gemeinschaft,
Wußte sie schlau die Göttin in langem
Gespräch zu verweilen,
Bis ihr die Nymphen entflohn. Sobald es
Saturnia merkte:
Dieser Zunge Gewalt, die mich
belastete, sprach sie,
Soll dir gering hinfort, und kurz der
Stimme Gebrauch sein.
Drohungen folget die Tat; jedoch am
Ende des Redens
Tönt sie die Laute zurück, die
gehöreten Worte verdoppelnd.
Als sie den Jüngling anjetzt durch
buschige Lager des Wildes
Schweifen sah, und entbrannte, da folgt
sie dem Wandelnden heimlich
Und je mehr sie verfolgt, je nähere
Flamme durchglüht sie:
So wie die kienene Fackel, am oberen
Ende getupfet
In lebendigen Schwefel, ergreift das
nahende Feuer.
O wie so oft will Echo mit
schmeichelnden Worten hinangehn,
Und liebkosenden Bitten! Es wehrt die
Natur, und vergönnt nicht,
Daß sie zuerst anrede; was jene
vergönnt, das beschließt sie:
Abzuwarten ein Wort, dem zurück sie
das ihrige sende.
Siehe, der Knab', abirrend vom treuen
Gefolg' der Begleiter,
Rief: Ist einer allhier? und: Allhier!
antwortete Echo.
Jener staunt, und indem er mit
spähendem Blicke sich umsieht,
Rufet er: Komm! laut auf; Komm! ruft
sie dem Rufenden wieder.
Rückwärts schauet er; keiner
erscheint: Was, rufet er endlich,
Meidest du mich? Was meidest du mich?
antwortet die Stimme.
Jener besteht, und getäuscht von des
Wechselhalles Gegaukel:
Hier uns vereiniget! ruft er; und
freudiger keinen der Töne
Nachzutönen bereit: Uns vereiniget!
ruft sie entgegen;
Und sie gefällt in den Worten sich
selbst. Aus dem dichten Gesträuch nun
Trat sie hervor, mit dem Arm den
ersehneten Hals zu umschlingen.
Jener entflieht, und entziehend: Hinweg
die umschlingenden Hände,
Saget er; lieber den Tod, als dir mich
schenken, begehr' ich!
Nichts antwortete jen', als: Dir mich
zu schenken begehr' ich!
Und die Verachtete schlüpft in den
Wald; ihr errötendes Antlitz
Deckt sie mit Laub, und lebt seitdem in
einsamen Grotten.
Dennoch haftet die Lieb', und wächst
von dem Schmerze der Weigrung.
Wachsame Sorge verzehrt den
schwindenden Leib zum Erbarmen;
Ganz verschrumpft ihr die Haut vor
Magerkeit; und es entfliegt ihr
Jeglicher Saft in die Luft; nur Laut
und Gebeine sind übrig.
Tönend bleibet der Laut; das Gebein
wird in Felsen verwandelt.
Immer noch lauscht sie im Wald', und
nie auf dem Berge gesehen,
Wird sie von allen gehört; ein
Nachhall lebet in jener.
So nun hatt' er die Echo, und so in
Gebirge und Fluten
Andere Nymphen gehöhnt, und so der
Jünglinge Sehnsucht.
Jetzo streckte die Händ' ein
Verachteter flehend zum Äther,
Und: So lieb' er denn selbst! so werd'
er nicht froh des Geliebten!
Betet' er. Beifall gab dem Gebet die
rhamnusische Göttin.
Dort war ein lauterer Quell, mit
silberhellem Gewässer,
Welchen nimmer ein Hirt, noch weidende
Ziegen der Berghöh'n,
Angerührt, noch anderes Vieh; den
nimmer ein Vogel
Oder ein Wild getrübt, noch ein
abgefallener Baumzweig.
Ringsher grünete Gras, von der
feuchtenden Welle genähret;
Rings verbot ein Gebüsch der wärmenden
Sonne den Zugang.
Hier einst ruhte der Knabe, von
Jagdlust müd' und Erhitzung,
Hingestreckt; ihn lockte der Quell und
die Schöne der Gegend.
Während den Durst zu löschen er
strebt, wächst anderer Durst nach.
Während er trinkt, von dem Bilde
gesehener Reize bezaubert,
Lieber er nichtigen Trug; und Leib
erscheint ihm der Schemen.
Selber staunt er sich an; unbewegt in
einerlei Stellung
Haftet er, wie ein Gebild aus parischem
Marmor gemeißelt.
Gierig schaut er, im Grase gelehnt,
zwei Sterne, die Augen;
Schaut, wie wert des Lyäus, wie wert
des Apollo das Haar sei,
Wie unmännlich die Wang', und wie
schimmernd der Hals und die Anmut
Seines Gesichts, wie gesellt zur
schneeigen Weiße die Röte;
Alles bewundert er selbst, was er
selbst der Bewunderung darbeut.
Sich verlanget der Tor; und der Lobende
ist der Gelobte.
Suchend wird er gesucht; und zugleich
entflammt er und brennt er.
Oftmals naht' er umsonst dem
täuschenden Borne mit Küssen;
Oftmals mitten hinein, den gesehenen
Hals zu umfangen,
Taucht' er die Arm in die Quell' und
haschte sich nicht in dem Quelle.
Was ihm erschein' unkundig, entlodert
er von der Erscheinung;
Und derselbige Wahn, der sie anlockt,
täuschet die Augen.
Was, Leichtgläubiger, fängst du
umsonst ein entfliehendes Gleichnis?
Nirgend ist, was du begehrst; das
Geliebte, wende dich! schwindet.
Was du erblickst, ist Schatten des
widerstrahlenden Bildes.
Nichts hat jenes von sich; mit dir nur
kommt es, und weilt es;
Auch entweicht es mit dir, wenn du zu
entweichen vermöchtest.
Nicht der nährenden Kost, nicht kann
die Sorge der Ruhe
Jenen von dort abziehen. Im dunkelen
Grase gelagert,
Schaut er den trügenden Reiz mit
unersättlichem Anblick,
Selbst von den eigenen Augen verzehrt.
Nun hebt er sich etwas,
Und zu den Waldungen rings die
gebreiteten Arme gestrecket:
Hat unglücklicher einer, o Waldungen,
sagt er, geliebet?
Denn ihr wißt's, dir ihr oft
mitkundige Lauben geboten!
Könnt ihr wohl, da so viel
Jahrhunderte schon ihr verlebet,
Eines, der so hinschmachtet', in
grauender Zeit euch erinnern?
Jenes gefällt, und ich seh' es; doch
was mit Gefallen ich sehe,
Nirgendwo find' ich es auf: so schlägt
mich Liebenden Wahnsinn!
Ja, was den Schmerz noch mehrt: nicht
trennt ein gewaltiges Meer uns,
Nicht ein Gebirg, nicht Ferne, nicht
riegelnde Barren und Mauern.
Nur ein Wässerchen hemmt! Selbst
wünschet er, selbst die Umarmung.
Denn wie oft ich den Mund zur flüssigen
Welle hinabbog,
Ebensooft kam dieser mit
aufwärtsstrebendem Mündlein.
Fast, fast scheint er berührt; nur ein
weniges scheidet die Sehnsucht.
Wer du auch bist, komm her! Was trügst
du mich, einziger Knabe?
Welchem entfliehst du gesucht? Nicht
meine Gestalt, noch das Alter
Scheint doch gemacht zum Entfliehn;
auch mir liebkoseten Nymphen.
Hoffnung, ich weiß nicht welche,
verheißt dein freundliches Antlitz.
Breit' ich die Arme zu dir, so breitest
du wieder die Arme;
Lächel' ich, lächelst du auch. Oft
sah ich dir Tränen entrollen,
Wann ich Tränen vergoß; und dem Wink
auch winkst du entgegen;
Auch, so viel die Bewegung des
lieblichen Mundes mir anzeigt,
Redest du Worte, die nicht zu meinem
Ohre gelangen.
Du bist ich! Nun merk' ich, und nicht
mehr täuscht mich mein Bildnis!
Liebe verzehrt mich zu mir; und die
Glut, die ich gebe, die nehm' ich!
Was denn tun? Flehn, oder erfleht sein?
Was denn erflehen?
Was ich begehr', ist bei mir; zum
Darbenden macht mich der Reichtum.
O wie möcht' ich so gern vom eigenen
Leibe mich sondern!
Was kein Liebender wünscht, ich
wünsche mir fern das Geliebte!
Schon entnimmt mir die Kräfte der
Schmerz; nur wenige Dauer
Steht dem Leben bevor; und kaum
aufblühend, verwelk' ich.
Nicht ist schwer mir der Tod, da im
Tod' ausruhen die Leiden.
Möchten dem Lieblinge dort nur mehrere
Tage gegönnt sein!
Beide nunmehr einmütig verhauchen wir
eine Seele.
Jener sprach's; und zur selben Gestalt
umkehrend, wie sinnlos,
Trübt er mit Tränen die Flut, und
getilgt von kreisender Wallung
Schwand in dem Spiegel das Bild. Da es
unter ihm zitternd hinwegfloh:
Willst du entfliehn? Bleib, fleh' ich!
Verlaß, o Grausamer, rief er,
Deinen Liebenden nicht! Laß mich, was
zu rühren verwehrt ist,
Wenigstens schaun, und nähren den
mitleidswürdigen Wahnsinn!
Schmerzvoll reißt er herab den oberen
Rand des Gewandes,
Und die enthüllete Brust zerschlägt
er mit marmornen Händen.
Siehe, die Brust umzog von dem Schlag
sanftglühende Röte:
Also erscheint ein Apfel, der weiß zur
Hälfte, zur Hälfte
Rot sich gefärbt; so pflegt mit
gesprenkelten Beeren die Traube
Leise die Purpurfarb', annoch unzeitig,
zu nehmen.
Als er solches erblickt' im wieder
gekläreten Wasser,
Trug er nicht länger den Gram: wie
unvermerkt an gelindem
Feuer das gelbliche Wachs hinschmilzt,
wie leise der Frühreif
Taut an der wärmenden Sonne; so
aufgelöset in Liebe
Schwindet er, ganz allmählich von
innerer Flamme verzehret.
Nicht mehr färbt ihn jetzo gemischt
zur Weiße die Röte;
Nicht mehr Feuer und Kraft, und was man
sahe mit Wollust;
Selbst nicht dauert der Leib, den
vormals Echo geliebet.
Doch da sie jenes gesehn, obgleich noch
gedenkend des Zornes,
Fühlte sie Leid; und so oft der
Erbarmungswürdige: Wehe!
Ausrief, so rief ihm entgegen die
Widerhallerin: Wehe!
Und wann jener die Arme sich schlug mit
wütenden Händen,
Gab auch diese zurück das Getön des
wütenden Schlages.
Also sprach er zuletzt, am gewöhnlichen
Borne sich spiegelnd:
Ach, umsonst geliebeter Knab'! Und
gleich war der Nachhall.
Jener rief. Leb' wohl! Leb' wohl!
antwortet' ihm Echo.
Jetzo senkt er das Haupt kraftlos im
grünenden Grase;
Nacht umschattet die Augen, womit sich
der Schöne bewundert.
Aber auch dann, nachdem in die untere
Wohnung er einging,
Schaut' er sich selbst in stygischer
Flut. Wehklagend betrau'rten
Ihn die Schwesternajaden, und weiheten
Locken des Hauptes;
Auch wehklagten Dryaden: zur Wehklag'
hallete Echo.
Schon ward Bahre besorgt und Brand und
geschwungene Fackel:
Doch war nirgend der Leib; für den
Leib ein gelbliches Blümlein
Fanden sie, rings um den Kelch
weißschimmernde Blätter gegürtet.